Fokus 2 · Globalisierung und Mobilität von Kultur- und Naturerbe in Ibero-Amerika

​​​​​​​Erste Forschungslinien
Wissenschaftler*innen

FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE · Dynamische Beziehungen zwischen Mobilität und kulturellem Erbe und der natürlichen Umwelt · Natürliche und kulturelle Grenzdynamiken · Zirkulationsprozesse von kulturellen und natürlichen „Gütern“ in Ibero-Amerika · Skalenübergreifeder sozial-ökologischer Wandel

Ausgehend von „Globalisierung“ als Narrativ für Mobilität und Zirkulationsformen erforscht Fokus 2 aktuelle und historische Phänomene der kulturellen und natürlichen Vernetzung und ihre wechselseitigen Beeinflussungen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den dynamischen Beziehungen zwischen Mobilität auf der einen Seite und dem kulturellen Erbe und der natürlichen Umwelt in ihrer potentiellen Nutzbarkeit für die Menschheit auf der anderen. Im Einklang mit Erbe- und Umwelt-bezogenen Forschungsprofilen an der Universität Heidelberg teilt die Forschung in diesem Bereich die Auffassung, dass die natürliche Umwelt an soziale Beziehungen gebunden ist; dass kulturelles Erbe kein statisches, sondern ein (trans-)kulturelles, historisches Erbe ist; und dass Kultur- und Naturerbe ein zwischen Individuen, Institutionen und Gesellschaft (in ihren politischen und wirtschaftlichen Dimensionen) austariertes Ergebnis sind. 

Vor diesem Hintergrund ermöglicht die Forschung im Fokus 2 die Identifizierung und Untersuchung spezifischer Räume unterschiedlicher Größenordnung (regionale Kontexte, Regionen, Makroregionen) aus geographischer, kultureller, historischer und funktionaler Perspektive, unter besonderer Berücksichtigung der Dynamiken, die sich aus der Verzahnung von Materiellem und Immateriellem ergeben. Durch die Zusammenführung der Expertise der Heidelberger Geistes- und Umweltwissenschaften zu Themen mit Ibero-Amerika-Bezug werden in diesem Fokusbereich die Produktions- und Zirkulationsprozesse natürlicher und kultureller „Güter“ innerhalb Ibero-Amerikas und in mit dieser Region eng verbundenen Räumen erforscht. Diese Dynamiken, die von Be- und Ausgrenzungen geprägt sind, haben Auswirkungen auf Gesellschaften, Gegenstände sowie auf das immaterielle Erbe. 

Die Forschungslinien werden unter Berücksichtigung des historischen Kontextes und der historischen Entwicklung mit Blick auf aktuelle und zukünftige Herausforderungen im Zusammenhang mit Globalisierung und dem Kultur- und Naturerbe entwickelt. So werden Fragestellungen zur Mobilität innerhalb Lateinamerikas und in den mit dieser Region aus geographischen und historischen Gründen am engsten verbundenen Räumen sowie die sich daraus ergebenden Zirkulationsnetzwerke untersucht. Mit Blick auf das Naturerbe befasst sich dieser Fokusbereich mit den Ursachen und Folgen der Ausbeutung natürlicher Ressourcen, von Umweltveränderungen und hier insbesondere dem menschlich induzierten Klimawandel, sowie mit der Entstehung von Natur-, Sozial- und Kulturlandschaften.

Fokus2 Hcias De

Erste Forschungslinien

  • Millenniums- und Apokalypse-Denkweisen: die Zirkulation von Vorstellungen und wirklichen Katastrophen
  • Natürliche Biodiversität und kulturelle Manifestationen
  • Transkulturelle Verflechtungen

    In einer historisch bedingten, nur allzu verständlichen antikolonialen Denkweise, haben die Lateinamerikastudien innerhalb und außerhalb Deutschlands in den vergangenen Jahrzehnten dazu tendiert, die Autonomie der Gesellschaften in Amerika hervorzuheben, wodurch die Bedeutung des Wechselspiels, das sie mit Gruppen, Völkern und Gesellschaften in Europa in Vergangenheit und Gegenwart verbunden hat, in den Hintergrund rückt. Die Mobilität des Kultur- und Naturerbes in Ibero-Amerika spielt sich jedoch in einem viel größeren, lebendigeren Rahmen des Austauschs und der Interaktion sowohl innerhalb Lateinamerikas als auch zwischen den Amerikas und Europa ab. Die Forschungslinie "Transkulturelle Verflechtungen" zielt daher darauf ab, diese Dynamiken aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten: Es werden materielle und immaterielle Bewegungen von Vorstellungen, Literaturen, kulturellen Praktiken, Menschen und Gütern untersucht und die interaktive, bidirektionale Kommunikation in den Blick genommen, um noch weitgehend unerforschte Formen des kulturellen Zustroms aus den Amerikas nach Europa aufzudecken. Dabei werden regionale Unterschiede und Eigenheiten entsprechend berücksichtigt.

    Die Forschungslinie ist von zwei weiteren Merkmalen geprägt: Zum einen legt sie einen Fokus auf dem Mittelmeerraum. Grund hierfür ist, dass ein hoher Anteil der europäischen Einwanderer bzw. Einwanderinnen nach Amerika in der Vergangenheit aus dem weit definierten Mittelmeerraum kam und dass dieser Raum in der Gegenwart das bevorzugte Ziel der südamerikanischen Einwanderer bzw. Einwanderinnen nach Europa ist. Dies hatte und hat weiterhin unmittelbare Auswirkungen auf kulturelle Praktiken, den Fluss von Ideen, literarische Entwicklungen, usw. Zum anderen berücksichtigt die Forschung die Historizität transkultureller Dynamiken in Vergangenheit und Gegenwart, da die angemessene Erforschung der gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen ohne das Verständnis ihrer jeweiligen kulturellen Kontexte unmöglich ist. Grundlage für eine adäquate Forschung auf diesem Gebiet ist daher die Kenntnis der Sprachen der relevanten Quellen, das Bewusstsein für die Komplexitäten der kulturellen Dynamiken und die Berücksichtigung des zeitlichen Kontextes von Individuen, Gruppen und Gesellschaften bis in die heutige Zeit.   

  • Ungleichheiten und soziokulturelle Konflikte, Umweltveränderungen und low carbon transitions

 

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 05.05.2022
zum Seitenanfang/up